Donnerstag, 22. Januar 2009

Sie liegen goldrichtig

Man könnte es auch so sagen: Sie haben den richtigen Riecher gehabt. Auch wenn es eigentlich eher ungewollt ist. Es ist einfach so, denke ich. Die Zeitschrift "Le nouvel observateur" beschreibt nämlich in ihrer Ausgabe vom 11. Dezember ein Phänomen, dass weit über die katholischen Kreise hinausgeht:

"Ein neuer Delikatessenladen? An der Kreuzung der Rue des Martyrs, in einer Hochburg des Pariser Bobolandes (Käuferschicht der Bourgois-Bohème, Anm. d. Übersetzers) braucht es fünf Minuten vor den Konfitüren und den Kosmetikprodukten auf Basis natürlicher Öle um zu merken, dass alle hier angebotenen Produkte aus Klöstern und Abteien stammen. Bonbons und Biscuits aus der Abtei Saint-Wandrille, Rosmarin- oder Rosenblütenkonfitüre aus dem Kloster Jansoneix, Olivenöl von Monte Oliveto ... Willkommen im ersten Auwahlladen geistlicher Herkunft [Comptoir des Abbayes, 4-6, rue Fléchier, Paris IXe]. Die Kundschaft? Sie geht weit hinaus über die Gläubigen die ihre Einkäufe nach dem Messebesuch machen. [...] "Die Attraktivität der von Mönchen produzierten Produkte entspricht, mehr noch als einem Nischenmarkt einer generellen Tendenz, analysiert Vincent Grégoire des Stilberatungsbüros Nelly Rodi. Als Reaktion auf zu grosses und unglaubwürdiges kommerzielles Biomarketing sind gewisse Konsumenten auf der Suche nach kleinen, authentischen Produkten mit Mehrwert."
Respekt vor einer überlieferten und ritualisierten Tradition, Nachverfolgbarkeit, handwerkliches Können und Parfum von Heiligkeit, das Klosterprodukt hat nur Gutes. [...] "In dem man ein solches Produkt konsumiert hat man das Gefühl seine gute Tat getan zu haben, ganz im Gefühl, dass das Kloster sich nicht in ein multinationles Unternehmen wandeln wird", amusiert sich Vincent Grégoire. An der Messe "Maison & Objet", der Referenz in Sachen Deko, findet man jedes Jahr den Stand Schwester von Monastica, der andere religiöse Laden von Marais, die gekommen sind um ihre Sortiment zu vervollständigen: Wäsche, Kerzen, Düfte aus dem Klostergarten, Ledersandalen ... Ob man wohl eines Tages Produkte von Mönchen bei Colette sehen wird ... dem Tempel des Modestils? Est ist noch verfrüht dies zu sagen aber man findet sie bereits in der Grande Épicerie des Bon Marché.
Aber Vorsicht vor den Nachahmerprodukten. Die Mandelschiffli mit reiner Butter aus dem Hause La Moinerie und andere Schokoladetabletten aus der Moulin des Moines die in Bioläden verkauft werden: das sind Marken wie jedere andere auch, vollkommen weltlich."

Und bei delikatessenschweiz.ch konnte man am 31.12. lesen: "[...] Das Konsumenteninteresse an Terroirprodukten wächst stetig. Eine Bestätigung dafür war der Besucherrekord an der Heimatproduktemesse «Goûts et Terroirs» in Bulle FR Anfang November. Terroirprodukte im engeren Sinn wie Weine, Olivenöle und Alpkäse sind sensorisch einzigartig dank prägendem Einfluss des Terroirs (Boden, Klima, Traditionen). [...]."

Wie Sie sehen, liegen Sie voll im Trend. Und wenn dies Ihnen auch ziemlich egal sein mag. Mich freut es trotzdem das es so Leute gibt wie Sie. Denn ich denke, bewusst essen ist wichtig und je mehr wir sind, die sich nicht von der Industrie vorschreiben lassen, was wir essen müssen, desto mehr Überzeugungskraft haben wir, desto besser geht es uns, der Umwelt und den Mitmenschen. Um es mit den Worten von Albi von Felten zu sagen: "Wer aufgehört hat zu geniessen, wird ungeniessbar".

Damit verabschiede ich mich für die nächsten zwei Wochen. Ich gehe auf die Suche nach neuen kulinarischen Köstlichkeiten in Norddeutschland. Ich hoffe, Sie in zwei Wochen wieder hier begrüssen zu dürfen.

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