Eigentlich
wollte er schon lange ein Buch schreiben. Die Geschichte hatte er grob im Kopf.
Es sollte ein Roadbook sein, ein Buch, das vom Reisen erzählt und von
sinnlichen Begegnungen und Genüssen nicht nur kulinarischer Art. Aber er konnte
einfach keinen Anfang finden. Er sass, da, in der Küche, zwischen
karamellisierten Mandeln und Haselnüssen, im Backofen bräunten buttrige
Financiers vor sich hin und auf dem Küchentisch lagen vier Kochbücher die
die göttliche Schokolade zum Thema
hatten.
Seraphino
Ambroisies Frau stand am Abwaschbecken und reinigte die Teigschüsseln, den
Pinsel, die Backformen und Bleche, leise vor sich hinsummend. Es war der 21.
Dezember, Weihnachten stand vor der Tür und überall wo man zu den dunklen
Küchenfenstern rausschaute strahlten beleuchtete Tannenbäume und blinkten
Balkonbeleuchtungen.
Und genau
jetzt hatte er sich entschieden, seinen Laptop aus dem Büro im ersten Stock zu
holen, sich zwischen Küchentisch und Heizung zu setzen und sein Buch, das er
eigentlich schon lange schreiben wollte anzufangen.
Ein
Reisebuch sollte es also werden. Auch wenn man nicht immer wusste, wohin die
Reise ging, einen Anfang zu finden war doch eigentlich ganz einfach. Sollte man meinen. Aber wo fängt eine gute
Geschichte an? Wo fängt eine gute Geschichte
an? Seraphino kam bereits ins Grübeln.
Seine Frau bräunte inzwischen Zwiebeln für das Abendessen und der wunderbare
Duft stieg ihm in die Nase. Wo fing die Reise der Zwiebel an. Beim Steckling?
Beim Samen? Bei der Blüte vorher, beim Steckling vorher ... Wo fing seine
eigene Reise an? Beim Bewusstsein werden? Das brachte ihn auf den Gedanken,
dass das Schreiben ja ein schöpferischer Akt sei und dass er Herr und Meister
seiner Figuren sei und er deshalb auch bestimmen könne, wo die Reise anfing. Es
war wirklich ganz einfach: Die Reise seines Helden sollte nirgends anfangen. Er
war nämlich schon unterwegs.
Bildquelle: http://www.cravebyrandomhouse.ca/2012/10/30/winter-minestrone-garlic-bruschetta/
(Fortsetzung folgt)