
Der Blog
Social Wine lädt zur 30. Weinrally ein. Diesmal zum Thema Naturweine. Für mich natürlich ein gefundenes Saufen ...
Vielliecht noch kurz als Einstieg: Naturwein ist für mich nicht gleich Biowein. Ein Biowein ist nach den Regeln der BioSuisse (oder einer anderen Bio zertifizierenden Organisation) hergestellter Wein. Diese Regeln erlauben oder verbieten synthetische Insektizide und Fungizide, je nach Menge, und chemische Düngemittel im Rebberg, erlauben oder verbieten, je nach Menge, Hilfsstoffe in der Kellerei. Sozusagen ein grünes Deckmäntelchen, für das der Produzent auch noch zahlen muss.
Das ist die eine Seite, die andere ist, dass biologische Weine das Bewusstsein bei den Konsumenten für natürliche Weine erhöht haben, dass der, zum Teil schwierige, Schritt für einen Produzenten, biologisch zu produzieren, ein richtiger und wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist. Für mich ist natürlich (oder bio), wie bereits an anderer Stelle erwähnt, nicht eine Frage von Gesundheit, sondern vielmehr des Respekts gegenüber der Natur, dem Produzenten (und dessen Gesundheit) und dem Menschen allgemein, denn die natürliche Produktion verlangt einen höheren Einsatz an menschlicher Arbeit. Einen ganz spannenden Ansatz findet man auch
hier.
Am besten find ich deshalb Naturweine. Eine tolle Definition dafür findet man
hier. Weine aus Trauben, Sonne, Regen, frischer Luft und sonst nichts. Wobei das natürlich auch nicht ganz stimmt. Auch der natürlichste Winzer kommt manchmal nicht umhin, Kupfer zu spritzen. Ausser er verfügt über so ein dickes finanzielles Polster dass er es sich durchaus leisten kann, mal zwei, drei Jahre nichts zu produzieren oder fast nichts. Dazu müsste sein Wein immens teuer sein ... Und auch der natürlichste Winzer kennt Mittel und Methoden, seine Reben zu schützen und zu stärken, sei's mit Aromatherapie und Homöopathie (wie z.b.
Jacques Beaufort, der "extremste" Winzer den ich kenne) oder durch das besessene "Un"-kraut ausreissen von Jean-François Deu von der Domaine du Traginer. Was bei ihm absolut notwendig ist, um das Überleben der Reben zu sichern ist bei anderen, mit anderen, weniger extremen klimatischen Bedingungen, verpönt. Dort sollen die Unkräuter den Boden mit wichtigen Substanzen anreichern und dem Saft, der von den Wurzeln in die Trauben steigt, ein spezielles Aroma geben.
Auch im Keller ist ein Naturwein leider nur ganz selten wirklich reiner, vergorener Traubensaft. Wenn auch alle Naturweine auf natürlicher Hefe vergoren sind so schaffen es doch nur ganz wenige Winzer, dem Wein kein Sulfat beizufügen.
Man könnte an dieser Stelle noch stundenlang über den Naturwein und seine Vorzüge schreiben. Aber kommen wir doch lieber zur Degustation. Die Qual der Wahl! Ich entscheide mich für den VV 2004 von Jacqueline Bolli aus der Toscana. Schliesslich hat mit ihr die ganze boccafino-Geschichte angefangen ...
VV steht für Vieille vigne, damit werden in Frankreich die Weine bezeichnet, die aus von alten Rebstöcken produziert werden und immer besonders gut sind. Die Rebstöcke die die Trauben für den VV liefern sind 78 Jahre alt.
Jacqueline Bolli steht für eine zierliche Engländerin, die das Ferienhaus ihres Vaters eigentlich verkaufen wollte, sich aber so in dieses Gegend verliebt hat, dass sie es zu einem international renommierten Weingut ausgebaut hat.
Die Toscana steht für Sangiovesetrauben. Sie steht auch, und in erster Linie, für den Chianti.
Der VV 2004 wird auf dem Gut Montecalvi in Greve in Chianti angebaut. Jacqueline Bolli produziert pro Rebstock eine Flasche Wein, ein Qualitätsanspruch, den sich nur ganz wenige, kleine Güter leisten können. Das Resultat sind keine internationale Geschmacksbomben sondern authentische Naturweine mit dem typischen Ausdruck ihrer Traubensorte und der ganzen Kraft ihres Terroirs.

Farbe: Dunkles Purpur
Nase: Würziges Bouquet, unterlegt von einem weichen Lakritzeduft, getrocknete Pflaumen, reife Brombeeren
Gaumen: Kräftige Gaumenaromatik, Kakao und schwarzer Holunder, leicht spürbare Tannine, elegantes Finale.